Selbst Yoga hilft nicht gegen Überlastung

Zum Tag der Lehrkraft am 5. Oktober 2024

In den Schulen wird gearbeitet, viel gearbeitet. Sichtbar wird häufig nur das, was sich Unterricht nennt. Lehrkräfte haben jedoch neben diesem Kerngeschäft des Unterrichtens vielerlei andere Dienstpflichten, die häufig in Diskussionen über die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern vergessen werden. Man denke da an Unterrichtsvor- und nachbereitungen, Korrekturzeiten, Mitwirkung an Prüfungen, Teilnahme an Konferenzen, Aufsichten, Elternsprechtage, Klassenfahrten, Wandertage, Zeiten der Fortbildung und, und und. Die Liste ließe sich tatsächlich noch fortsetzen. Und auch der Unterricht hat neben dem Vermitteln von Wissen und der Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen noch andere wichtige Aufgaben wie Inklusion und Integration zu leisten. Mehr denn je. 

Es ist kein bloßes Gefühl, dass sich da viel im Vergleich zu früher verändert hat. Die Klassen sind heute weit heterogener und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im digitalen Zeitalter herausfordernder geworden. Auch die Krisen unserer Zeit nehmen viel Raum in der Arbeit mit jungen Menschen ein. Alles in allem also ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft.

Bedenkt man, was ein Schultag alles leisten soll, ist es mehr als verwunderlich, wie wenig Geld in Bildung fließt. In viel zu großen Klassen versuchen Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte, u.a. Geflüchtete zu integrieren, Kindern mit Beeinträchtigungen Raum zu geben, Hochbegabte zu fordern und Leistungsschwächere zu fördern, andere auf die Ausbildung vorzubereiten. Es gibt dafür viele neue Konzepte, aber schon jetzt zu wenige ausgebildete Lehrkräfte und zu wenig geeignete Räume. Auch an vielen Schulgebäuden wird deutlich, welche Bedeutung Bildung in diesem Land hat. 

Statt aber gegen Überlastung, Lehrkräftemangel und marode Schulbauten anzugehen, setzt die Politik auf ein Weiter so. Auch Initiativen des Landes wie „Löwenstark“ oder das sogenannte Startchancenprogramm helfen wohl nicht langfristig, grundsätzliche Probleme in den Schulen zu lösen. 

Wenn wir Schulen wollen, die sich zeitgemäß aufstellen und für eine umfassende Bildung sorgen, dann brauchen wir auch genügend finanzielle Mittel, um u.a. Mehrarbeit zu entlasten, kleinere Klassen zu bilden und moderne Schulgebäude zu bauen. In Schule Beschäftigte benötigen einen Arbeitsplatz, der nicht den Mangel zur Schau stellt und der gewährleistet, dass man lange in dem Beruf gesund und zufrieden arbeiten kann. Gesundheitsprogramme, die gern mal dem Kollegium als Tagesfortbildung angeboten werden, sollten eben nicht die Lösung, sondern nur ein Angebot von vielen sein. Selbst Yoga hilft eben nicht gegen Überlastung.

Und neben allem braucht es viel mehr Anerkennung in unserer Gesellschaft für unseren herausfordernden Beruf – und das nicht nur am Tag der Lehrkraft.

Marylin Prange  (6.10.24)

GEW-Leitungsteam im KV MR-BID