Nationalismus schürt Gewalt, Solidarität sichert Menschenrechte

Leserbrief von Dr. Kurt Bunke zur unausgewogenen reißerischen lokalen Presse

Der OP war es eine Meldung auf der ersten Seite wert: Zwei besoffene Männer russischer Herkunft beleidigen geflüchtete ukrainische Frauen und schlagen einer ins Gesicht. Weite- re Nachrichten haben es noch nicht bis in die Zeitung geschafft: die Fensterscheibe eines russischen Geschäfts wird eingeworfen und russischstämmige Schülerinnen und Schüler berichten im Unterricht über Beleidigung und Bedrohung. Solchen Vorfällen müssen wir mit den Mitteln des Strafrechts und des besseren Arguments entschlossen entgegentre- ten. Ansonsten holen wir uns die hässliche Fratze des Krieges in unsere eigene Nachbar- schaft.

Allerdings gehört auch das zur Wahrheit: ohne die aktive humanitäre Hilfe russischsprachi- ger Mitbürger könnten wir den geflüchteten Menschen aus der Ukraine in unseren Städten und Dörfern nicht wirksam helfen. Sie dolmetschen beim Umgang mit Behörden, Schulen, Kitas und Ärzten. Sie helfen Vermieterinnen und Vermietern, die Sprachbarriere zu den Geflüchteten zu überwinden. Sie übersetzen Informationen von Kommunen und humanitä- ren Initiativen. Das gilt auch für ehemalige Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und anderen Kriegs- und Krisengebieten. In Cölbe dürfen wir erleben, dass sie uns mit Spenden und Taten bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge engagiert unterstützen. Nationale Gegen- sätze sind zum Überwinden da, nicht zum Schüren. Nur so setzen wir Menschenrechte durch.

Dr. Kurt Bunke
Vorsitzender des Cölber Arbeitskreises Flüchtlinge e. V. Am Lohberg 5
35091 Cölbe